„Meeting Industry Report Austria“

mira 2022 zeigt das erfreuliche Comeback der Kongressbranche

AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (PRINT 2023/02)

 Gerhard Stübe und Sandra Neukart

Gerhard Stübe und Sandra Neukart

Für das ACB und die Österreich Werbung ist die laufende Weiterentwicklung des „Meeting Industry Report Austria“ (mira) wichtig – sein Stellenwert ist aufgrund des Zahlenmaterials hoch

Er ist nicht unumstritten in Österreichs Meeting-Branche, aber es gibt nichts Besseres und an seiner Weiterentwicklung wird intensiv gearbeitet: Der „Meeting Industry Report Austria“ (mira), dessen jüngste Ausgabe, basierend auf den Daten von 2022, Anfang Juni 2023 präsentiert wurde. Der Präsident ­des ACB (Austrian Convention Bureau) Gerhard Stübe und Sandra Neukart, COO (Chief Operating Officer) der Österreich Werbung (ÖW), baten dazu in das Auditorium des Innovations-Hubs weXelerate im Gebäudekomplex des SO Vienna Hotels.

Kritiker der mira – sie analysiert die Daten der in einem Jahr in Österreich abgehaltenen Kongresse, Firmentagungen und Seminare – stoßen sich daran, dass deren Ergebnisse stark von der Meldemoral abhängig sind. Wie hoch der Anteil der gemeldeten Veranstaltungen, Teilnehmner:innen und damit lukrierten Nächtigungen tatsächlich ist, darüber kann keine konkrete Aussage getroffen werden. Dazu Gerhard Stübe: „Es gibt kein System, das den Anteil der Meldungen misst.“ Es lassen sich aber sehr wohl konkrete Rückschlüsse ziehen: „Da jährlich dieselben Betriebe melden, sind sehr gute Vergleiche möglich. mira hat dadurch einen hohen Stellenwert“, so Gerhard Stübe. Der (noch in Mutter­karenz befind­lichen) ACB-Geschäftsführerin Michaela Schedlbauer-Zippusch zufolge, besteht bei den Kongressen die höchste Meldemoral, gefolgt von den Firmentagungen sowie den Seminaren.

Vergleichbarkeit der Daten und Digitalisierung

Wobei Gerhard Stübe und Sandra Neukart betonen, dass kontinuierlich an einer Weiterentwicklung von mira gearbeitet wird. Stübe: „Wir brauchen fundiertes Zahlenmaterial.“ Das ACB und die ÖW seien deshalb laufend dabei, mira „für die Zukunft auf neue Beine zu stellen“. Konkret geht es darum, „welche Kennzahlen die Betriebe weiterbringen und welche die Branche“. Bereits für 2024 werde der „Meeting Industry Report Austria“ so adaptiert, „dass wir einen guten Schritt weitermachen. Die Österreich Werbung ist sehr gut im Daten­management“, betonte Gerhard Stübe. Wichtig sei aber in jedem Fall, die Vergleichbarkeit zu behalten. Langfristig könnte die Digitalisierung der Gästemeldungen einen großen Sprung nach vorne bringen. So es gelingt – die Chancen stehen gut dafür – in das digitale Gästeblatt einen Button zu integrieren, der die Art des Aufenthaltes festlegt (z. B. „Leisure“ oder „Meeting“), brächte dies erheblich genauere Daten, zumindest bei den durch die MICE-Branche lukrierten Übernachtungen.

„Beinahe vollständige Erholung“

Doch nun zu den mira-Daten 2022. Die darin ausgewiesenen 20.843 Veranstaltungen (29 % Kongresse, 46 % Firmentagungen, 26 % Meetings) bedeuten ein Niveau von 82,8 % gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019. Wobei die Zahl der gemeldeten Kongresse mit 5.995 um 7 % über jener von 2019 lag. Bei den Firmentagungen (da fehlten noch −29 %) und Seminaren (−14 %) war dies noch umgekehrt. Das starke Kongress-Comeback ist umso bemerkenswerter, als die internationalen noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht hatten: 2022 wurden bundesweit insgesamt 1.354 internationale Kongresse durchgeführt, 2019 waren es 1.591.

Bei den 1,355 Mio. Teilnehmer:innen ist der Abstand zu 2019 mit 77 % noch etwas größer als jener der Veranstaltungen (wie erwähnt 82,8 %). Dasselbe gilt bei den aus Veranstaltungen lukrierten Übernachtungen (in Summe waren es im Vorjahr 2,664 Mio., womit 78,5 % des Vor-Krisen­-Niveaus erreicht wurden). Doch eines steht fest: „Die Daten zeigen eine beinahe vollständige Erholung der heimischen Tagungsindustrie auf Vor-Corona-­Niveau“, berichtet Sandra Neukart.

Das Comeback der Kongressbranche habe zwar „etwas länger gedauert, als jenes im ­Ferientourismus“, sei aber ausgeprägt. Gegenüber 2021 zeigen die Werte von 2022 eine Verdoppelung (+100,4 % bei den gemeldeten Veranstaltungen) bzw. eine +170,3 % Ver­­besserung bei der Anzahl der Teilnehmer:innen. Bei den Übernachtungen gab es einen Zuwachs um 27,4 %. Damit macht der Tagungsbereich 1,9 % aller erfassten Tourismusnächtigungen in Österreich aus (2019 lag er bei 2,2 %).

Trend zu Green Meetings

Positiv zu erwähnen ist zudem der deutlich gewachsene Anteil an Green Meetings: Deren Zahl ist wieder deutlich im Steigen begriffen. Die insgesamt 292 in dieser Form durchgeführten Meetings (156) und Events (136) bedeuten das drittbeste Ergebnis nach 2018 (insgesamt 346) und 2015 (in Summe 331). Bei den im Vorjahr 136 gemeldeten Green Events war es überhaupt die höchste beste jemals erzielte Anzahl und die erste mit mehr als 100 (zum Vergleich: 2019 wurden 98 Green Events abgehalten). Insgesamt nahmen im Jahr 2022 rund 60.000 Teilnehmer:innen an Green Meetings teil. Ende vorigen Jahres verzeichnete das Umweltzeichen 106 Lizenznehmer:innen, die eine Veranstaltung als Green Meeting nach den Kriterien der Umweltzeichenrichtlinie zertifizieren können.

Die durchschnittliche Teilnehmer:innenzahl an allen Veranstaltungen liegt mit 65 schon nahe dem Niveau von 2019 (damals waren es 70). Jene bei internationalen Veranstaltungen ist sogar höher als im Jahr vor der Pandemie: 129 Personen waren es im Durchschnitt 2022, während dieser Wert 2019 noch bei 120 lag. Unverändert gegenüber 2019 geblieben ist mit 2,8 Tagen die durchschnittliche Dauer der internationalen Veranstaltungen, während alle Veranstaltungen zusammen mit 2,06 Tagen einen Anstieg verbuchen konnten (2019 waren es 1,99 Tage).

Wachstumsorientierte Branche

„Die österreichische Tagungs- und Kongress­industrie hat sich als widerstandsfähig und wachstumsorientiert erwiesen“, freute sich Gerhard Stübe, der zudem auf einen erfreu­lichen Trend verwies: „Im Vorjahr wurden viele Kongresse noch in den Sommer hineingezogen. Heuer wecken die Flanken wieder mehr Interesse, die Kongresse verschieben sich mehr ins Frühjahr und in den Herbst.“

Vergleiche mit dem letzten Vor-Pandemie-Jahr zieht Gerhard Stübe allerdings nur ungern: „Ich vermeide es, von 2019 zu sprechen. Es ist aber ein Marker, der nicht aus unseren Köpfen geht.“ Er freut sich aber und sieht es als positiv – und so lautet auch das Feedback vieler Kolleg:innen – „dass die Zahlen wieder nach oben gehen und Österreich als Tagungsdestination sehr gefragt ist.“

Transformation hin zu sinnstiftenden Veranstaltungen

Nichts ändere dies an der Tatsache, dass sich die gesamte Branche „in einer Transformation von reinen Meetings hin zu sinn­stiftenden Veranstaltungen befindet.“ Für den ACB­-Präsidenten ist klar, „dass wir uns mit diesen Themen intensiv auseinandersetzen müssen. Der Standort Österreich soll dadurch einen Wettbewerbsvorteil erhalten. Es geht um mehr Wirkung für den Standort!“ Die Branche sei diesbezüglich „auf einem sehr guten Weg“. Mit eine Rolle spiele dabei, „dass alle – also Ministerium, Österreich Werbung, Landestourismusorganisationen etc. – an einem Strang ziehen. Das ist spürbar“, so Stübe, der die mira-Präsentation mit einem Zitat frei nach dem österreichisch-israelischen Religions­philosophen Martin Mordechai Buber (1878–1965) beendete: „Das Einzige, was wirklich zählt im Leben, sind Begegnungen.“

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben