Interkulturelle Kommunikation

Zwischen körperlicher Nähe und asiatischer Distanziertheit

AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (PRINT 2023/02)

Interkulturelle Kommunikation

Interkulturelle Kommunikation ist nicht einfach, wobei dies nicht nur mit Sprachen zu tun hat – sechs Regeln helfen, mögliche Barrieren zu beseitigen

Cross Cultural Communication, also interkulturelle Kommunikation, hat nicht nur im tagtäglichen Zusammenleben der Menschen sowie in der allgemeinen Wirtschaft eine große Bedeutung, sondern vor allem auch für Convention and Visitors Bureaus (CVBs) und Destination Marketing Organisationen (DMOs). Wobei eines klar ist, wie aus der Studie „The cross-cultural comparison of different communication styles among convention and visitors’ Bureaus“ hervorgeht: Je nach Region sind die Arten, wie Kommunikation gelebt wird, überaus unterschiedlich.

Auch wenn eine der Aufgaben eines CVB in der Kommunikation mit dessen Stakeholdern liegt, so konzentrieren sich die Aktivitäten vor allem in der Vermarktung und Förderung einer Stadt, einer Region oder eines Landes als Begegnungsstätte und attraktiven Austragungsort für Veranstaltungen. Entscheidend dafür sind laut der Studienautoren Prof. Krzysztof Celuch, Aldona Glińska-Neweś (beide Nicolaus Copernicus University, Polen) und Mathilda van Niekerk (University of Central Florida) vor allem die Effizienz der Kommunikation der CVBs mit ihren wichtigsten Kund:innen.

Die erwähnte Studie basiert auf einer Umfrage unter 89 CVBs aus Afrika, Asien, Australien, Europa, dem Nahen Osten, Nord- und Südamerika. Die Ergebnisse sind überaus interessant: Während z. B. für europäische, nordamerikanische und australische CVBs strategische Kommunikationsziele die Oberhand halten, personalisieren asiatische Organisationen ihren Kommunikationsstil und sorgen für maßgeschneiderte Inhalte.

Meinungsäußerung, Regeln & Prozesse

Laut des US-Portals Trainingindustry.com legen z. B. asiatische Kulturen großen Wert auf die Identifikation mit der Gruppe. Individuelle Gedanken und Ideen werden von Teilnehmer:innen aus diesen Ländern nur dann offen geäußert, wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Beitrag bereits die Zustimmung der anderen Mitglieder ihrer Gruppe findet. In vielen nordeuropäischen Kulturen hingegen ist eine unabhängige Meinungsäußerung eher üblich. Oftmals äußert der Einzelne seine eigenen Ansichten in einer Gruppe, ohne sich vorher zu informieren.

In lateinamerikanischen, nahöstlichen und mediterranen Kulturen gilt wiederum körperliche Nähe als Zeichen von Vertrauen. Dort sind persönliche Kontakte durch nichts zu ersetzen. In einigen Kulturen, wie Indien, Nordamerika, Singapur, Hongkong und Aus­­tralien wiederum sind Regeln und Prozesse dazu da, um befolgt zu werden. In der Kommunikation mit diesen Märkten ist es deshalb wichtig, kristallklar zu sein und jedes noch so kleine Detail hervorzuheben, da alles, was nicht erwähnt wird, problematisch werden kann.

In anderen Kulturen, z. B. in China, Lateinamerika, Südeuropa oder Afrika, sind Verfahren selten so wichtig wie die Situation, für die diese Regeln gelten sollen, und vor allem die beteiligten Menschen. Alles, was am Montag vereinbart wurde, muss am Dienstag möglicherweise neu verhandelt werden.

Sechs Regeln für interkulturelle Kommunikation

Wichtig ist es also zu akzeptieren, dass Menschen aus verschiedenen Kulturen auch unterschiedliche Arten der Kommunikation haben. Die 2010 im stolzen Alter von 88 Jahren verstorbene Professorin an der Portland State University LaRay Barna hat aus ihrer reichlich gesammelten Erfahrung sechs Regeln für interkulturelle Kommunikation festgelegt:

1) Annahme von Gemeinsamkeiten: Dies bezieht sich auf die falsche Annahme, dass unser Verhalten als allgemein akzeptierte Verhaltensregeln gelten. „Wenn jemand anders ist, haben wir eine negative Einstellung zu ihm“, kritisierte LaRay Barna.

2) Akzeptieren sprachlicher Unterschiede: Selbst das Sprechen derselben Sprache kann manchmal zu Diskrepanzen führen, da einige Wörter in verschiedenen Kontexten, Ländern oder Kulturen unterschiedliche Bedeutungen haben. Noch größere Probleme treten auf, wenn wir nicht 1:1 verstehen, was der andere sagt, weil unterschiedliche Sprachen gesprochen werden.

3) Beachten nonverbaler Informationen: Die Art und Weise, wie wir uns kleiden und uns durch Körpersprache, Augenkontakt und Gesten ausdrücken vermittelt ebenfalls etwas. Eine einfache Geste wie ein Kopfnicken wird in bestimmten Kulturen als „Ja“ und in anderen als „Nein“ gewertet. Es ist demnach unverzichtbar, diese Unterschiede zu kennen und zu beachten.

4) Beseitigen von Vorurteilen und Stereotypen: Vorgefertigte Meinungen können zu falschen Erwartungen, Voreingenommenheit und Diskriminierung führen. Wichtig ist deshalb, offen in die Kommunikation mit anderen Menschen und Kulturen zu treten.

5) Berücksichtigung anderer kultureller Sichtweisen: Menschen neigen dazu, das Verhalten und die Kommunikation anderer zu analysieren, indem sie sie aus ihrer eigenen kulturellen Sichtweise heraus betrachten. Dies passiert meist, ohne zu berücksichtigen, warum die andere Person sich auf eine bestimmte Weise verhält oder kommuniziert.

6) Akzeptanz unterschiedlicher kultureller Perspektiven: Manchmal führt die Konfrontation mit einer anderen kulturellen Perspektive zu einem ängstlichen Zustand bei einer Person, die nicht weiß, wie sie sich verhalten soll (Bsp.: Ein Japaner und ein Amerikaner haben ein Geschäftstreffen, bei dem beide die kulturellen Normen des anderen nicht kennen). 

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