Best Meeting Thesis 2022

Der PCO als Meeting Architekt – über die Berücksichtigung & Einbindung aller Lerntypen auf Kongressen

AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (PRINT 2023/01)

Loredana Bartl

So lautet der Titel von Loredana Bartls Bachelorarbeit, mit dem die Absolventin die Fachjury in einer Kurzpräsentation überzeugte und zur Best Meeting Thesis 2022 gekürt wurde

Der Kongress- und Tagungsbereich ist seit jeher eine Plattform für Wissensvermittlung und -austausch. Neben dem Netz­werken und Generieren von Motivation, wie der belgische Kongressexperte Maarten Vanneste erforschte, legen Kongress­besucher:innen viel Wert auf die inhaltlichen Komponenten und erwarten sich dabei nachhaltige Lernerfolge. Diverse Forschungen bestätigen, dass sich Teilnehmer:innen bereits kurze Zeit nach einem besuchten Kongress nicht mehr an die behandelten Inhalte erinnern können. Es stellt sich also die Frage, wie Wissen nachhaltig vermittelt werden kann.

Um dieser Herausforderung gerecht zu werden und das Ziel „Lernen“ zu erreichen, ist es wichtig, alle Lerntypen inhaltlich anzusprechen, damit jede:r Teilnehmer:in aktiv an diesem (Weiter-)Entwicklungs­prozess teilnehmen und somit zusätzlich der Output bei den Kongress­besucher:innen insgesamt nachhaltig optimiert werden kann. Lebenslanges Lernen muss Ansprüche sowie Bedürf­nisse der Teilnehmenden in das Zentrum stellen, und sich von klassischen, strukturierten Abläufen und Lern- und Lehrprozessen entkoppeln.

Lerntypenmodell nach Vester

Vester ist als „Vordenker, Impulsgeber und Wegbereiter des „Vernetzten Denkens“ und für eine ökologisch-nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise“ (Göllinger, Thomas) bekannt. In seiner akademischen Laufbahn widmete er sich unter anderem dem systemischen Denken und vor allem der Kognitions- und Lernpsychologie.

In seinem Modell beschreibt er insgesamt 4 Lerntypen:

  • den visuellen,
  • den auditiven,
  • den motorischen/haptischen und
  • den kommunikativen bzw. intellektuellen Lerntypen.

Ziel der Einteilung von Menschen in verschiedene Lern­typen ist es, Lernen effizienter und erfolgreicher zu gestalten, indem auch die Sinne und Wahrnehmungs­kanäle, durch die wir Informationen aufnehmen, berücksichtigt bzw. stimuliert werden – man sprich dabei auch von „Multi­sensorik“. Menschen lernen unterschiedlich und das Modell kann als Hilfestellung dienen, um ein optimales Lern­umfeld für Teilnehmer:innen zu gestalten.

Umlegung auf die Veranstaltungsplanung

Im Zuge der Bachelorarbeit wurde eine literarische sowie empirische Vorgehensweise gewählt. Dabei wurden 5 leitfadengestützte Interviews mit Fachexpert:innen, die einerseits Expertise im Bereich Lerntypen, erfolgreiches Lernen und Wissensvermittlung aufweisen sowie Erfahrung in der Branche mit sich bringen, durchgeführt, um die Umsetzbarkeit zu prüfen und verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen, sowie gemeinsame Handlungsoptionen für PCOs zu erarbeiten.

Die Ergebnisse lassen sich in zwei Teil­bereiche unterteilen. Einerseits wurde erarbeitet, welche Methoden und Formate für welche Lerntypen besonders ansprechend sind (siehe Tabelle 1). Ausschlaggebend für einen Lernerfolg ist die Anwendung einer Methodenvielfalt. Andererseits wurden aus den Antworten der geführten Expert:innen-­Interviews zusätzliche Handlungsoptionen generiert (siehe Tabelle 2).

Tabelle 1: Methoden in Anlehnung an Messer, 2020, S. 307, S.361; Ramsborg, 2015, S. 326- 327

Tabelle 1: Methoden in Anlehnung an Messer, 2020, S. 307, S.361; Ramsborg, 2015, S. 326- 327


 

Einbindung und Berücksichtigung

Lerntypen können in den verschiedensten Phasen der Kongressplanung und Meeting-­Architektur mitbedacht werden. Dabei ist gerade bei der Auswahl eine Vielfalt und Variation der Methoden zu beachten, um für Abwechslung und Interaktion zu sorgen, sowie vor allem mehr Teilnehmende in ihrem Lern- und Weiterbildungsprozess zu unterstützen. Auch in verschiedenen anderen Bereichen wie beispielsweise der Logistik, der Materialplanung, der Auswahl der Speaker:innen und den dazugehörigen Formaten, können die vier Lerntypen nach Vester berücksichtigt werden.

Die Ergebnisse der Bachelorarbeit bestätigen, dass es noch viel Potenzial im Bereich der Wissensvermittlung und -entwicklung auf Tagungen und Kongressen gibt. Diese Lücke gilt es in Zukunft zu schließen. Die Berücksichtigung der Lerntypen stellt dabei einen wichtigen Anhaltspunkt von vielen dar.

„Klasse Inszenierung, aber den Inhalt weiß ich nicht mehr …!“

lautet das Zitat im Buch „Info-, Lern- und Change- Events, Das Ideenbuch für Veranstaltungen: Tagungen, Kongresse und große Meetings“ von Hermann Will, Ulrich Wünsch und Susanne Polewsky auf Seite 25 (2009 / Weinheim: Beltz Verlag).

Tabelle 2: Handlungsoptionen

Tabelle 2: Handlungsoptionen

Zur Autorin

Loredana Bartl absolvierte im vergangenen Jahr erfolgreich ihr Bachelorstudium Tourismusmanagement an der FHWien der Wirtschaftkammer Wien sowie ihre Trainer:innenausbildung für Jugend- und Erwachsenenbildung. Seit einem Jahr arbeitet die Wienerin bei Mondial Congress & Events und steht in ihrer Freizeit gerne ehrenamtlich als Trainerin in Seminarräumen.

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