
AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (PRINT 2025/02)
Der „Meeting Industry Report Austria“ (mira) liefert neue Höchstwerte an gemeldeten Veranstaltungen sowie Teilnehmenden und bekräftigt das Potenzial dieses Wirtschaftssegments
Er war mit Spannung erwartet worden, Mitte Mai war es soweit: Der „Meeting Industry Report Austria“ (mira) für 2024 wurde im Rahmen eines Medienfrühstücks in der Zentrale der Österreich Werbung (ÖW) von der Präsidentin des Austrian Convention Bureau (ACB) Renate Androsch-Holzer und der Chief Operating Officer (COO) der Österreich Werbung (ÖW) Sandra Neukart präsentiert. Seit 2009, als das Gemeinschaftsprojekt des ACB und der ÖW erstmals veröffentlicht wurde, dient dieser jährlich erscheinende und laufend verbesserte bzw. verfeinerte Report der Erhebung sowie Analyse von Österreichs Tagungs- bzw. Kongressbranche und liefert wichtige – um nicht zu sagen wertvolle – Daten und Fakten zur Entwicklung und Bedeutung der Branche.
Der „Meeting Industry Report Austria“ für 2024 wird insofern in die Annalen eingehen, als er mit 27.368 Veranstaltungen (aufgeteilt auf Kongresse, Firmentagungen und Seminare) den bisherigen Bestwert von 2019 um stramme 8,7 % übertraf, ebenso die Anzahl der Teilnehmer:innen (mit 1,83 Millionen kamen um 9,9 % mehr als 2023 und um 4,2 % mehr als 2019, also vor der Pandemie) und noch nie so viele Veranstaltungen als Green Meetings zertifiziert wurden. 2024 gab es österreichweit 323 zertifizierte Green Meetings und 226 zertifizierte Green Events.
Aktuell gibt es bundesweit 133 Green Meetings und Green Events-Linzenznehmer:innen. Androsch-Holzer ist überzeugt, „dass wir viel mehr Green Meetings haben“ als in der Statistik aufscheinen. Der Grund: Der Aufwand für die Abhaltung eines Green Meetings ist hoch. Viele Veranstalter und Locations nehmen ihn für die Lizenzierung in Kauf und halten danach noch drei bis viermal lizensierte Meetings ab, im Anschluss jedoch nicht mehr (nicht zuletzt, weil die ökologische Schiene ja bereits gut läuft).
Laut der ACB-Präsidentin gäbe es aber Wege, um die Anzahl der Green Meetings und Green Events weiterhin zu heben: Diese bestehen einerseits darin, den Aufwand für entsprechende Veranstaltungen zu senken, anderseits „mehr Fördermodelle à la Wien und Oberösterreich“ anzubieten.
Zur näheren Information: Wien unterstützt Veranstalter von Kongressen und Firmenveranstaltungen finanziell durch den „Vienna Meeting Fund“ und ermöglicht zudem, Veranstaltungen als Green Event oder ÖkoEvent zu zertifizieren, was mit Beratung und Förderung durch Organisationen (wie OekoBusiness Wien und die Wirtschaftskammer Wien) verbunden ist. In Oberösterreich wird ein „Nachhaltigkeitsbonus“ für Veranstaltungen gewährt, die als Green Meeting und Event zertifiziert sind. Als weiteren Anreiz fördert das Land Oberösterreich in Kofinanzierung mit dem Klima- und Energiefonds zusätzlich bis zu 40 Beratungsstunden im Zusammenhang mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten in der Planung und Durchführung des Events.
Noch etwas ist zum „Meeting Industry Report Austria“ anzumerken in Hinblick auf die Daten. Es werden „gemeldete“ fort- und netzwerkbildende Veranstaltungen erfasst. Auch wenn es diesbezüglich laut der ACB-Präsidentin „noch Löcher gibt“, so liefert der Meeting Industry Report Austria doch ein gutes Abbild der Wirklichkeit, da Jahr für Jahr die gleichen Datenquellen zur Verfügung stehen. Meldungen von Locations und Veranstaltern sowie durch aktive Recherche des ACB in Kooperation mit den Convention Bureaus der Bundesländer.
Durch kontinuierliche Meldungen österreichischer Leitbetriebe wird insgesamt ein aussagekräftiger Überblick erlangt. Am besten erfasst und gemeldet werden die Kongresse, während es bei Firmentagungen und Seminaren zu regionalen Schwankungen aufgrund der Meldemoral kommen kann. Wichtig wäre in diesem Zusammenhang die verpflichtende bundesweite Einführung des digitalen Gästeblattes, die im Laufen ist, aber noch ihre Zeit braucht (da zuvor alle Landesgesetze abgeändert werden müssen; das Burgenland ist hier bundesweit Vorreiter).
Zurück zur „mira“ 2024: Hier hat sich laut Renate Androsch-Holzer „manifestiert, dass sich der Herbst und das Frühjahr als klassische Kongress-Saisonen“ erweisen. Der Herbst dominiert, wobei im Vorjahr der April (Ostern fiel im Vorjahr in den März) sehr stark war.
Reduziert hat sich die durchschnittliche Dauer aller Veranstaltungen. „Die Formate sind kompakter geworden“, so Frau Androsch-Holzer. Für Veranstalter bedeutet dies „eine wirtschaftliche Herausforderung“. Dauerten Kongresse 2019 im Durchschnitt 2,1 Tage, so sank dieser Wert im Vorjahr auf nur noch 1,95 Tage. Auch die durchschnittliche Anzahl der Teilnehmer:innen bei allen Veranstaltungen (Kongresse, Firmentagungen und Seminare) ging spürbar zurück. Vor der Pandemie – also 2019 – erreichte diese Zahl noch im Schnitt 156, 2024 waren es nur noch 124. Dies entspricht einem Rückgang von 25,8 %, also mehr als einem Viertel.
Erfreulich war und ist aber die Tatsache, dass Großkongresse und Tagungen auch in ländlichen Gebieten abgehalten werden. Als Beispiel für regionale Veranstaltungen nannte Renate Androsch-Holzer das jährlich abgehaltene „Apfelkulinarium“ Ende Oktober auf der Burg Forchtenstein im nördlichen Burgenland, das von rund 3.000 Besucher:innen frequentiert wurde.
Insgesamt wurden mit den gemeldeten Veranstaltungen 3,694 Millionen Nächtigungen generiert, was einem Anteil von rund 2,4 % an den gesamten Tourismusnächtigungen in Österreich entspricht. 2023 betrug der Anteil 2,1 %. Die Gesamtnächtigungsanzahl ist gegenüber dem Vorjahr um +18,3 % gestiegen, wobei die nationalen Nächtigungen um +15,5 %, und die internationalen um +19,4 % zunahmen.
Im Jahr 2024 wurden insgesamt 7.512 Kongresse gemeldet und recherchiert, was einem Anstieg von +4,4 % gegenüber dem Jahr 2023 entspricht. Der Zuwachs verteilte sich auf nationale Kongresse mit +4,7 % sowie internationale Kongresse mit +3,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Teilnehmer:innenzahl stieg um +7,2 %, während die Nächtigungsanzahl um +15,2 % zunahm.
Die durchschnittliche Teilnehmer:innenzahl pro Kongress stieg leicht von 121 auf 124 Personen. Auch bei Nächtigungen und Veranstaltungsdauer ist ein Wachstum zu erkennen: Die durchschnittlichen Nächtigungen pro Kongress stiegen um +7,5 %, die durchschnittliche Kongressdauer erhöhte sich um +2,1 %. Bei internationalen Kongressen lag die durchschnittliche Nächtigungsanzahl 2024 bei 4,95 Nächten (+9,8 %). Die Veranstaltungsdauer internationaler Kongresse stagnierte hingegen bei 2,95 Tagen.
Obwohl Kongresse im Jahr 2024 mit einem Anteil von 27,4 % nur rund ein Viertel aller in Österreich gemeldeten Veranstaltungen ausmachten, generierten sie dennoch etwa die Hälfte der gesamten Teilnehmer:innenzahl sowie rund 70 % aller erhobenen Veranstaltungsnächtigungen.
Im Vergleich der durchschnittlichen Nächtigungsanzahl pro Teilnehmer:in liegen internationale Kongresse mit etwa 5 Nächtigungen deutlich an der Spitze. Es folgen internationale Firmentagungen mit durchschnittlich 2,9 Nächtigungen sowie nationale Kongresse mit etwa 1,03 Nächtigung pro Teilnehmer:in.
Generell entwickelt sich laut Renate Androsch-Holzer „die Meeting Industry sehr gut“. Um dies zu untermauern, gab es im Vorfeld zum Medienfrühstück eine Blitzumfrage, an der sich knapp 44 Mitglieder des ACB beteiligten. Ergebnis: „Die Entwicklung ist durchaus erfreulich, trotz des schwierigen Umfeldes weltweit.“ Rund 88 % der Befragten sehen für die kommenden zwei Jahre einen positiven Verlauf, knapp die Hälfte verzeichnet ein steigendes Interesse an Green Meetings.
Als herausfordernd wird die aktuelle wirtschaftliche und politische Situation gesehen, ebenso die kurzfristigen Anfragen, die „manchmal schwer einzuschätzen sind“. Zudem erweisen sich Preissteigerungen, vor allem durch Personal- und Energiekosten getrieben, als „Kieselsteine, die sehr drücken“. Generell sei es schwieriger geworden, offene Stellen zu besetzen. Wobei aber die Feststellung getroffen wurde, dass Fachkräfte heute „besser ausgebildet sind als vor vielen Jahren“.
Bezüglich der ungewissen Situation der USA rechnet die Österreich Werbung laut ihrer COO Sandra Neukart mit einem Anstieg des Volumens aus den Vereinigten Staaten: „Derzeit ist es schwierig für die US-Wissenschaftler:innen in den USA. Die US-Meeting-Industrie hat Probleme, Key Note-Speaker zu bekommen, weil viele Europäer:innen nicht in die USA reisen wollen.“ Sandra Neukart geht davon aus, dass „stabilere Destinationen gewinnen werden“.
International sei die Meeting-Branche jedenfalls im Aufwind, auch Deutschland sehe die Buchungslage steigend. Fünf Themen prägen laut Sandra Neukart diesen Trend:
Alls dies wurde in der neuen Werbelinie der Österreich Werbung unter dem Motto „meet & greet“ umgesetzt. Um dies zu untermauern, wurden zum Abschluss des Medienfrühstücks die beiden soeben fertiggestellten Image-Filme Business Meetings „on hold“ und „continued“ präsentiert. Sie werden auf allen ÖW-Auftritten, wie der Mitte Mai abgehaltenen IMEX in Frankfurt oder der IBTM World Ende November in Barcelona, sowie auf Social Media-Kanälen gezeigt. Auch die Convention Bureaus der Bundesländer können sie jederzeit nutzen.
Sandra Neukart abschließend über den „Meeting Industry Report Austria“: „Wir werden gemeinsam mit den Stakeholdern anhand dieser Datenbasis arbeiten und aufzeigen, wie wichtig dieser Wirtschaftszweig ist.“
Erstellt am: 23. Juni 2025
Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder