Veranstalterinterview

Mitdenkende Menschen statt „klatschendem Publikum”

AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (PRINT 2024/03)

Nicole Arnitz und Hannes Offenbacher

Die erste Auflage des interdisziplinären Forums „The Best Place to Live“ setzte klare Zeichen – mit Erfolg, denn aus den Gesprächen entstanden bereits Projektideen

Unter dem Titel „The Best Place to Live“ feierte heuer Mitte Mai im Festspielhaus Bregenz zwei Tage hindurch ein interdisziplinäres Forum seine Premiere. Dabei ging es um Ideen sowie Projekte für eine nachhaltigen Zukunft des alpinen Lebens- und Wirtschaftsraums. Auch das Verbinden von potenziellen Kooperationspartnern stand im Fokus. Organisiert wurde das Forum von Hannes Offenbacher und Nicole Arnitz von „Wemorrow“, ein 2007 von den beiden gegründeter unabhängiger „Think & Do Tank“ und eine Marke der Schumbeta OG, die als Multimedia-Agentur, PR Berater und Event-Organisation fungiert. „Unsere Ambition war es, positive Zukunftsszenarien zu provozieren, einen freudvollen Wissens- und Ideenaustausch auf Augenhöhe zu initiieren und Projekt- und Kooperationspartner zu finden, um gemeinsam mehr zu bewegen“, so Hannes Offenbacher (President & Head of Ventures von „Wemorrow“) und Nicole Arnitz (Director & Head of Relations). Die Erstveranstaltung kann durchaus als Erfolg verbucht werden, denn die Kongresskultur Bregenz mit ihrem Veranstaltungsgebäude, dem Festspielhaus Bregenz, hat „The Best Place to Live“ mittlerweile zu einer ihrer Refe­renzveranstaltungen auserkoren.

Im Rahmen der Zukunftskonferenz gab es Podiumsdiskussionen ebenso wie Talks (der „Opening Talk“ zum Thema „Wann ist eine Region der beste Platz zum Leben?“ ging mit dem CEO des Festspielhauses Bregenz Gerhard Stübe, dem Chef und Gründer der Berliner Kreativ- und Markenberatungsagentur Superliebe Gerald Jude sowie mit Hannes Offenbacher über die Bühne), Future Labs (u. a. „Strategic Foresight & Future Literacy“ mit Antje Bierwisch, Leitung UNESCO Lehrstuhl Futures Capability for Innovation & Entrepreneurship am MCI Innsbruck und Julia Vögele, Futures Researcher & Lektorin am MCI Innsbruck oder Sessions wie „Star Trek: Was wir von der fiktiven Weltraumsaga für die Entwicklung hin zu einer besseren Gesellschaft lernen können“ mit Mario und Marlene Buchinger von Buchinger Kuduz.

Für die 85 Teilnehmer:innen wurden vier der insgesamt 25 Räume des Festspiel­hauses bespielt, allen voran das Seestudio als Hauptraum für Podiumsdiskussionen, Talks und Future Labs. „Die großzügige und lockere Bestuhlung schuf Raum für Dialoge unter den Teilnehmenden in einem offenen Ambiente“, so Katharina Bonat, Projektleiterin im Veranstaltungsmanagement bei der Kongresskultur Bregenz. Für die Breakout-Sessions standen das Seefoyer und die Seegalerie zur Verfügung. Katharina Bonat: „Mit ihren großen Fensterfronten boten sie beeindruckende Ausblicke auf den Bodensee, was wesentlich zur stimmigen Gesamtdramaturgie und der offenen, wertschätzenden Atmosphäre des Forums beitrug.“ Abgerundet wurde dies durch den „Market Place“ im Foyer 2, bei dem sich die Teilnehmer:innen zum Austausch und zur Stärkung trafen. Erwähnenswert ist zudem die nachhaltige Ausrichtung der Veranstaltung, die als Green Meeting & Green Event zertifiziert wurde.

Die zweite Auflage von „The Best Place to Live“ ist für 21. und 22. Mai 2025 angesetzt, wobei wieder das Festspielhaus als Veranstaltungsort gewählt wurde. Für das AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN Grund genug, die beiden Initiatoren:innen dieses interdisziplinären Forums Hannes Offenbacher und Nicole Arnitz als Gesprächspartner für das folgende Veranstalter-Interview zu wählen.

ACB MAGAZIN: Wie kam es zur Idee, das Fo­-rum „The Best Place to Live“ ins Leben zu rufen?

Hannes Offenbacher: „Die Idee entstand aus dem Gedanken, dass es nicht reicht, nur über Innovation und Nachhaltigkeit zu reden – wir müssen tatsächlich ins Handeln kommen. Gerade in Zeiten, in denen die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen immer drängender werden, braucht es Formate, die echten und intensiven Austausch ermöglichen und konkrete Handlungsimpulse setzen.“
Nicole Arnitz: „Das Forum soll ein Raum sein, in dem Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenkommen, voneinander lernen und im besten Fall Kooperationen starten.“

ACB MAGAZIN: Was bezwecken Sie mit dem Forum?

Hannes Offenbacher: „Unser Ziel ist es, Führungskräfte aus der Wirtschaft, der öffentlichen Verwaltung, aber auch kleine Unternehmer:innen, Kreative und Vordenker:innen zusammenzubringen. Der Austausch von Erfahrungen und neuen Perspektiven ist dabei zentral, um Innovation und nachhaltige Lösungen voranzutreiben. Es geht nicht nur ums Reden, sondern vor allem darum, wie wir gemeinsam ins Tun kommen können.“

ACB MAGAZIN: Wieso entschieden Sie sich – Ihr Unternehmen ist in Wien und Innsbruck beheimatet – für die Kongresskultur Bregenz als Veranstaltungsort?

Nicole Arnitz: „Bregenz und die Region rund um das Vierländereck sind Vorreiter in Sachen Innovation und Nachhaltigkeit. Vor allem die zahlreichen Familienunternehmen mit tiefer regionaler Verwurzelung und gleichzeitig großer Innovationskraft sind beeindruckend.“

Hannes Offenbacher: „Auch der von Beginn an offene Diskurs und die Unterstützung der lokalen Akteur:innen hat uns bestärkt.“

ACB MAGAZIN: Gab es auch ein Rahmenprogramm?

Hannes Offenbacher: „Bei unserem Proto­typen 2024 hatten wir kein klassisches Konferenz-Rahmenprogramm, sondern haben einige Elemente, die normalerweise als Rahmen­programm gelten, direkt in den Ablauf integriert, wie zum Beispiel Networking-Formate wie Speed-Dating und Spaziergänge, um den Diskurs zu vertiefen. Dadurch konnten wir gezielt den Austausch und die Vernetzung fördern, was für uns eine der wichtigsten Säulen des Forums ist.“

ACB MAGAZIN: Das Festspielhaus Bregenz hat 85 Teilnehmende kommuniziert. Sind Sie mit der Teilnehmer:innenzahl zufrieden?

Hannes Offenbacher: „Absolut! 85 Teilnehmer:innen waren für uns ein toller Start, besonders da wir die Veranstaltung recht kurzfristig beworben haben. Mehr als 80 % der Teilnehmenden wurden von uns persönlich recherchiert und eingeladen, um eine möglichst hohe Qualität der Diskussionen sicherzustellen. Unser Ziel ist es, die Teilnehmer:innenzahl bewusst klein zu halten, um den intensiven Austausch zu fördern – 100 ausgewählte Personen sind das Maximum.“

ACB MAGAZIN: Sie hatten das Forum als nachhaltige Veranstaltung ausgerichtet. Wie erfolgte die Anreise der Teilnehmer:innen?

Nicole Arnitz: „Fast alle Teilnehmenden reisten öffentlich an, insbesondere diejenigen, die von weiter herkamen. Natürlich gab es auch einige, die auf das Auto angewiesen waren, aber wir haben versucht, diese Zahl so gering wie möglich zu halten.“

ACB MAGAZIN: Das Forum „The Best Place to Live“ wurde vom Festspielhaus als Green Meeting & Green Event zertifiziert. Wie stehen Sie diesem Gütesiegel generell gegen­über?

Nicole Arnitz: „Das Green Meeting & Green Event Siegel ist uns recht wichtig. Es bringt viele wertvolle Ansatzpunkte, wie man Veranstaltungen nachhaltiger gestalten kann. Zwar bedeutet es zusätzlichen Aufwand, aber der Beitrag, den man so leisten kann, ist doch recht groß. Gerade im Veranstaltungsbereich gibt es viele Bereiche, in denen man nachhaltiger handeln kann, wie z. B. bei der Verpflegung oder bei der Reduktion von Abfällen. Jeder kleine Schritt zählt und schafft mehr Bewusstsein, das über die Veranstaltung hinaus wirkt und hoffentlich kopiert wird.“

ACB MAGAZIN: Sie meinten, dass Sie kein „klatschendes Publikum” wollten, sondern Menschen, die mitdenken, gestalten und anpacken. Ist das gelungen?

Hannes Offenbacher: „Definitiv! Das Forum sollte keine Konferenz mit Keynote Speaker:innen sein, sondern ein lebendiger Ort der Begegnung, bei dem sich alle gesehen fühlen und ihr Wissen oder auch ihre Meinung wertschätzend einbringen können. Die Teilnehmenden haben sich aktiv eingebracht, mitdiskutiert und Ideen entwickelt, die direkt in konkrete Handlungspläne mündeten. Es war großartig zu sehen, wie aus Gesprächen erste Projektideen entstanden sind.“

ACB MAGAZIN: Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dem ersten Forum „The Best Place to Live“? Was wollen Sie bei der zweiten Auflage anders machen?

Hannes Offenbacher: „Unser Ziel ist es, dass jede:r mit möglichst vielen Impulsen und neuen Kontakten nach Hause geht, um diese für künftige Projekte und Kooperationen zu nutzen. In der zweiten Auflage möchten wir den interdisziplinären Austausch und die Vernetzung noch stärker in den Mittelpunkt rücken. Außerdem werden wir das Programm noch weiter verdichten, um allen Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, sich optimal einzubringen. Und wir wollen das Format ausbauen und Partnern ermöglichen, sich mit eigenen Formaten vor oder nach unserem Forum einzubringen.“

ACB MAGAZIN: Wie beurteilen Sie generell die Chancen des Kongress- und Convention-­Standortes Österreich (u. a. Locations, Rahmenprogramme, Öffi-Angebot, Anreise internationaler Gäste mit dem Flugzeug)?

Nicole Arnitz: „Österreich bietet als Veranstaltungsort viele Stärken, darunter eine große Vielfalt an Veranstaltungsorten, moderne Infrastrukturen und die hohe Qualität des öffentlichen Nahverkehrs. Besonders schätzen wir die Möglichkeit, auch abseits der großen Städte Veranstaltungsformate in atemberaubenden Naturkulissen zu entwickeln. Nachhaltigkeit ist dabei eine zentrale Herausforderung, speziell bei internationalen Anreisen, aber mit dem wachsenden Angebot an klimafreundlichen Mobilitätslösungen lassen sich viele Ansätze in Richtung Green Event entwickeln.“

Hannes Offenbacher: „Wir sehen in der Zukunft großes Potenzial für innovative Veranstaltungsformate in Österreich, die Tradition und Zukunft verbinden. Und werden auch selbst unsere Formate weiterentwickeln und neue Formate umsetzen - Partner und Ideen sind jederzeit willkommen.“

© Bilder: Florian Mitteregger

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