Zukunft der Eventbranche

Nichts geht – trotz Digitalisierung - über Präsenz-Veranstaltungen! Chance für den Nachwuchs

AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (ONLINE 30/11/2022)

FH-Prof. Mag. Harald Rametsteiner, Leitung Masterlehrgang Eventmanagement der Fachhochschule St. Pölten

Wie entwickelt sich die Eventbranche im ersten weitestgehend wieder als „Normaljahr“ bezeichenbaren Jahr 2022? Welche Entwicklungen sind nach Aufhebung der Corona-Einschränkungen möglich? Diesen Fragen ging der Masterlehrgang „Eventmanagement“ der Fachhochschule St. Pölten unter Leitung von FH-Prof. Mag. Harald Rametsteiner nach.

Zwar liegt der Zeitpunkt der Umfrage bereits etwas zurück (Experteninterviews im Zeitraum zwischen Februar und Mai 2022, die im Rahmen der qualitativen Untersuchung über eine Inhaltsanalyse ausgewertet wurden), doch die Aussagen der 11 ausgewählten Branchenprofis zu ihrer Einschätzung der Entwicklung haben nichts an ihrer Aktualität eingebüßt. So war bei allen befragten Expert*innen die große Sehnsucht potentieller Besucher*innen nach Präsenzmeetings und die hohe Nachfrage nach Live-Veranstaltungen deutlich erkennbar. Damit verbunden war und ist der hohe Bedarf an engagierten Nachwuchskräften sowie das Einbinden digitaler Elemente.

Viele Möglichkeiten für Nachwuchskräfte

Harald Rametsteiner: „Der starke Wunsch nach sozialem Austausch und gemeinsamen Erlebnissen führt zu hoher Dynamik mit vielen Veranstaltungen.“ Da viele Eventagenturen derzeit gleich mehrere Positionen zu besetzen haben, ergeben sich daraus auch viele Möglichkeiten für Nachwuchskräfte mit Interesse an Veranstaltungen.

Der neue Vorstandsvorsitzende des Fachverbands emba (event marketing board austria), David Strolz (er ist Geschäftsführer der strolzevents), lokalisiert deshalb in der Branche einen hohen Bedarf an engagierten Mitarbeiter*innen. Auch für Jobeinsteiger sieht er einen sehr geeigneten Augenblick für den Start.

Gert Zaunbauer, CEO der u.a. auf Events spezialisierten Agentur Putz & Stingl, lokalisiert einen Bedarf an frischen und neuen Ideen für die Branche. Expertin Eva Mandl, Chefin der PR- und Eventagentur Himmelhoch, fasst die Situation wie folgt zusammen: „Ein größeres Potential gab es selten zuvor – the time is now!“

Fachliche und interdisziplinäre Kompetenzen sind gefragt

Bei den Anforderungen an die Nachwuchskräfte sind sich die Expert*innen einig. Einerseits ist eine fundierte Ausbildung als fachliche Grundlage hilfreich, doch neben dem wesentlichen Rüstzeug zur Konzeption und Gestaltung von Veranstaltungen sind vor allem auch digitale Kompetenzen für das Integrieren in Live-Events wünschenswert. Andererseits betonen die befragten Event-Profis den hohen Stellenwert der persönlichen Eigenschaften.

Klaus Wriessnig-Danek, Projektmanager des AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGANZINS und Inhaber der KWD Tourismusberatung, sieht die Begeisterung für die Branche als wesentliche Grundlage. Wenn „jemand dafür brennt“, ergibt sich für ihn auch die Bereitschaft für Engagement außerhalb der üblichen Bürozeiten.

Mehrere der Befragten beziehen sich auf die „Hands-on-Mentalität“, dieser Pragmatismus umfasst Eigenschaften wie Durchhaltevermögen, Flexibilität und Belastbarkeit. Ergänzend wird der gute Umgang mit Menschen auf unterschiedlichen Ebenen – im Team, mit den Dienstleistern und beim Auftraggeber – von Experten wie Erhard Forster, Foundig Director von eVisions, als Erfolgsfaktor eingeordnet.

Sicherheit ist eine gelernte Selbstverständlichkeit

Einen wesentlichen Stellenwert bei Veranstaltungen ordnen die Expert*innen der Sicherheit und Nachhaltigkeit ein. Robert Prasch, Geschäftsführer der KOOP Live Marketing Agentur, verweist darauf, „dass die Branche gelernt hat, sichere Veranstaltungen im Rahmen der Verordnungen und Anforderungen für die Gäste abzuliefern.“ Reinhard Lischka, Turnierdirektor der Beach Volleyball EM bei der ACTS Group, wiederum sieht Sicherheit und Nachhaltigkeit als wichtige Themen im Live Marketing. Seiner Einschätzung nach haben die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Regeln einen Beitrag geleistet, dass Veranstaltungen noch sicherer geworden sind.

Digitale Elemente ergänzen Veranstaltungen

Beim Betrachten der Formate und Learnings, welche aus den Jahren der Corona-Pandemie mitgenommen wurden, gab es Konsens zum ergänzenden Einbinden von digitalen Elementen. Einerseits wird die mögliche Integration von internationalen Keynote-Speakern über Zuschaltung geschätzt, andererseits werden die Streaming-Technik und Tools wie Voting Apps für Interaktion eingesetzt. Die selektive Umsetzung hybrider Events oder Online-Events werden als wertvolle Ergänzung zu Live-Veranstaltungen betrachtet.

Thomas Kenyeri, Chief Visonary Officer der Eventagentur KESCH, verweist auf die Dynamik beim Thema Nachhaltigkeit. Er sieht die Menschen als geerdeter, mit positiver Wertschätzung für regionale Produkte und Küche.

Events schaffen Emotionen und Atmosphäre

Die befragten Expert*innen waren sich zudem einig, dass Veranstaltungen alle Sinne ansprechen. Jürgen Gewessler, Leiter der Sport Unit der AMI Promarketing, stellt in einem Bild die Gefühle bei einem „knisternden Lagerfeuer“ mit Freunden den distanzierten Meetings über einen Bildschirm gegenüber. Marcus Wild, Inhaber der Eventagentur IDEAL Live Marketing, betont den Aspekt, dass Veranstaltungen den Menschen als soziale Wesen den Austausch ermöglichen. Robert Prasch von KOOP Live Marketing fasst mit „The best things in life are live!” zusammen.

Vier Kern-Erkenntnisse der Umfrfage

Das zusammenfassende Urteil der befragten Expert*innen beim Blick auf die Entwicklungen bei Veranstaltungen:

  • Die starke Nachfrage nach Präsenz-Veranstaltungen führt zu einem hohen Bedarf an Personal und vielfältigen Chancen für den Nachwuchs.
  • Es werden fachliche und interdisziplinäre Kompetenzen benötigt, pragmatische Hands-on-Mentalität und der gute Umgang mit Menschen sind wesentlich.
  • Als Learning aus der Corona-Pandemie werden Sicherheit als Selbstverändlichkeit, die selektive Einbindung digitaler Elemente und die nachhaltige Gestaltung mitgenommen.
  • Alle befragten Event-Profis waren sich einig, dass das Schaffen von Emotionen und der soziale Austausch wesentliche Argumente für Live-Veranstaltungen sind. 

© Foto FH St. Pölten: Peter Rauchecker

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