AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (PRINT 2025/01)
In ihrer Bachelorarbeit beschäftigte sich Katharina Seper mit der Frage, welches Potential der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Kongressmanagement mit sich bringt
Es steht außer Frage, dass KI die Zukunft der Kongressbranche maßgeblich beeinflussen wird. Zum einen bringt der Einsatz von KI Herausforderungen mit sich: von der Notwendigkeit menschlicher Kontrolle über die Ergebnisse bis hin zu ethischen Fragen und der Gefahr, den persönlichen Austausch zu vernachlässigen. Richtig eingesetzt, kann KI jedoch wertvolle Unterstützung bieten.
Diese Frage stellte sich Katharina Seper, Absolventin der FH Wien der WKW, im Zuge ihrer Bachelorarbeit für den Bereich Kongress, der einen bedeutenden Wirtschaftssektor darstellt – allein 2023 fanden in Österreich über 26.000 wissenschaftliche Veranstaltungen statt (Quelle: Meeting Industry Report Austria 2023). Nun steht sie vor einer neuen Revolution: KI verändert Prozesse, steigert Effizienz und treibt Innovationen voran. Doch die entscheidende Frage ist nicht mehr, ob KI Einfluss nimmt, sondern wie tiefgreifend und wie schnell.
Für die Beantwortung der Forschungsfrage „Welches Potenzial bringt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Kongressmanagement unter der Berücksichtigung möglicher Chancen und Risiken aus Sicht von Kongressexpert:innen mit sich?“ wurden Interviews mit Expert:innen von PCOs mit unterschiedlichen Positionen aus Deutschland und Österreich durchgeführt.
Diese Expert:innen aus der Kongressbranche stufen die aktuelle Relevanz von KI als sehr hoch ein. Das Thema ist jedoch für viele zum Zeitpunkt der Forschung noch nicht gut greifbar, da Mitarbeiter:innen erst bewusst gemacht werden muss, welche Vorteile der Einsatz von KI mit sich bringen kann.
Vielversprechende Anwendungsfelder werden vor allem in den Bereichen Automatisierung repetitiver Aufgaben, der Nutzung von Chatbots, Textgenerierung, Content Creation, Bildgenerierung und -bearbeitung, Analysen und der Präsentationserstellung gesehen (siehe Abbildung rechts). Der entscheidende Faktor, der aus all diesen Anwendungsfeldern resultiert, ist die gesteigerte Zeiteffizienz.
Neue Technologien wie KI bringen nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen mit sich.
Persönliche Hürden: Viele Mitarbeiter:innen zögern KI zu nutzen, weil die Einarbeitung zunächst mehr Zeit kostet als das gewohnte manuelle Arbeiten. Langfristig kann der richtige Einsatz von KI jedoch Abläufe effizienter gestalten und entlasten. Die menschliche Prüfkomponente bleibt in vielen Bereichen jedoch unverzichtbar, um Qualität und Verlässlichkeit sicherzustellen.
Begrenzte Individualität: KI kann außerdem keine vollkommen neuen Inhalte generieren – KI basiert auf Daten und alle, die mit den gleichen Systemen arbeiten, arbeiten folglich mit der gleichen Datenbasis. Bedenken liegen außerdem darin, dass Kongresse aufgrund der gleichen Datenbasis sehr vergleichbar werden könnten.
Verdummung: Je technologischer die Menschheit wird, desto „dümmer“ wird sie auch. Wenn das Denken von einer KI übernommen wird, verschwindet auf lange Sicht womöglich die menschliche Fähigkeit, einschätzen zu können, ob Informationen richtig sind. Dadurch könnte von KI mehr falsche Information vermittelt werden.
Angreifbarkeit der KI: Es besteht die Möglichkeit, dass KI gehackt wird. Dadurch können falsche Informationen oder Daten als Basis eingespeist werde bzw. Daten von Dritten für negative Zwecke genutzt werden.
Glaube, KI könne den Menschen vollkommen ersetzen: Der Einsatz von KI kann vor allem dann negative Auswirkungen mit sich bringen, wenn man glaubt, die KI könne den Menschen komplett ersetzen. KI sollte als Unterstützung dienen – eine sorgfältige Prüfung durch Menschen bleibt dennoch unerlässlich.
Vernachlässigung der Zwischenmenschlichkeit: Man darf nie vergessen, dass die Zwischenmenschlichkeit und das Persönliche bei Kongressen eine bedeutende Rolle spielen.
Schnelllebigkeit der Sache an sich: Sie stellt ein Risiko dar, da man immer aufpassen muss, dass man keinen Schritt in der Weiterentwicklung der KI verpasst. Das Ziel ist es, nicht zurückzufallen, auch wenn unklar ist, ob es einen tatsächlich weiterbringt – es geht einfach darum, den Anschluss nicht zu verlieren, um am Markt zu überleben.
Die Zeit zu handeln ist jetzt! Unternehmen, die frühzeitig KI implementieren, werden langfristig einen Wettbewerbsvorteil haben. Es geht nicht darum, die Menschlichkeit in der Kongressplanung zu ersetzen, sondern sie mit Hilfe von KI zu erweitern und effizienter zu gestalten. Die KI wird zahlreiche neue Möglichkeiten eröffnen – trotzdem sollte sie immer kritisch betrachtet und nur als Unterstützung und nicht als Ersatz für den Menschen angesehen werden. Vernachlässigt sollte sie aber auf gar keinen Fall werden.
Anna-Katharina Seper absolvierte 2024 ihr Bachelorstudium Tourismusmanagement an der FHWien der WKW mit Schwerpunkt Kongressmanagement. Während des Studiums durfte sie ihre Praktikumszeit bei Interplan in München verbringen und während des letzten Studienjahres das Team des Austrian Convention Bureaus für fast ein Jahr unterstützen. Ins Berufsleben startete sie im September letzten Jahres bei Mondial Congress & Events als Industry & Delegate Coordinator.
Erstellt am: 20. April 2025
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