
AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (PRINT 2025/02)
Bereits 1990 wurde das Umweltzeichen eingeführt, zwei Jahrzehnte später folgte jenes für Green Meetings und Events – 2024 war diesbezüglich ein Rekordjahr
In der letzten Ausgabe beschäftigte sich das AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN mit jenen Megatrends, welche die moderne Zukunftsforschung beeinflussen. Elf sind es an der Zahl, wobei einer besonders hervorsticht: jener der „Öko-Intelligenz“. Gemeint ist damit der Bereich der Nachhaltigkeit & Neo-Ökologie. Demnach sind umweltfreundliche Konzepte, Ressourcenschonung und nachhaltige Mobilität nicht mehr nur Zusatz, sondern werden zum Standard. Green Meetings und nachhaltige Eventzertifizierungen sind in der Veranstaltungsbranche zunehmend gefragt, nicht nur um ökologische Verantwortung zu demonstrieren und das Markenimage zu stärken, sondern auch um eine umfassende Transformation hin zu ökologisch, sozial und wirtschaftlich verantwortungsvollen Veranstaltungen zu erreichen.
Die Richtlinie des Österreichischen Umweltzeichens für Green Meetings und Events spielt in diesem Zusammenhang hierzulande eine wichtige Rolle. Zur Vorgeschichte: Das Österreichische Umweltzeichen wurde 1990 vom damaligen Umweltministerium eingeführt (die Alpen- und Donaurepublik war damit ein Pionier bei nationalen Umweltzeichen). Sechs Jahre später erfolgte die entsprechende Richtlinie für Tourismusbetriebe und 2010 wurde vom damaligen Umweltschutzminister Nikolaus Berlakovich (er ist heute Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland) die Richtlinie für Green Meetings und Green Events eingeführt.
Die lange Dauer zwischen 1990 bzw. 1996 und der Installation des Umweltzeichens für Green Meetings und Events ist u. a. damit begründet, dass die Entwicklung von Kriterien für neue Produkt- und Dienstleistungskategorien ein überaus komplexer und zeitaufwändiger Prozess ist, der umfangreiche Forschung, Konsultationen mit verschiedenen Interessengruppen (Verbände, Industrie, Umweltorganisationen, Konsumentenschutz etc.) und die Festlegung messbarer Umweltstandards erfordert. Ein weiterer Grund: Das Bewusstsein für Umweltthemen und nachhaltige Lösungen lag in den frühen 1990er-Jahren eher auf offensichtlichen Problemen (z. B. Luft- und Wasserverschmutzung durch Produkte), während sich das Verständnis für die Umweltauswirkungen von Dienstleistungen, insbesondere von Großveranstaltungen, erst später entwickelte.
Ebenso ist klar, dass Kongresse, Messen oder Konzerte hochkomplex sind und eine Vielzahl von Aspekten umfassen, die umweltrelevant sind. Dies reicht von Mobilität und Anreise über Standort und Infrastruktur (hier spielen Dinge wie Energie- und Wasserverbrauch oder Abfallmanagement hinein) bis zur Beschaffung, wo es nicht nur um Catering geht, sondern auch um Materialien für Stände, Werbung sowie Geschenke – all das hat Umweltauswirkungen.
Der Megatrend „Öko-Intelligenz“ kann hierzulande also auf eine lange Historie zurückblicken (bei Megatrends handelt es sich bekanntlich um langfristige Entwicklungen, die sich meist über mehrere Jahrzehnte erstrecken), auch wenn es die Umweltzeichenrichtlinie für Green Meetings und Green Events erst seit 15 Jahren gibt.
Die Resonanz ist jedenfalls großartig: 2024 war ein absolutes Rekordjahr. „Noch nie seit der Einführung der Richtlinie wurden in Österreich so viele Veranstaltungen nach den Kriterien des Umweltzeichens nachhaltig ausgerichtet“, so Julia Füreder, Referentin im Klimaschutzministerium sowie Verantwortliche für Green Meetings und Events.
Seit der Einführung der Richtlinie im Jahr 2010 wurden insgesamt 3.143 Veranstaltungen zertifiziert. Alleine im Jahr 2024 waren es 549, darunter 302 Meetings. Julia Füreder: „Dies entspricht insgesamt einem Anstieg von knapp 58 % im Vergleich zum Jahr 2023.“ Bei den Meetings gab es sogar eine Verdoppelung (+96 %) gegenüber dem Jahr davor. Die Bandbreite reichte dabei von Konferenzen über (Firmen-)Tagungen bis hin zu Galas und diversen Kulturveranstaltungen. Julia Füreder: „Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit macht sich über alle Eventkategorien hinweg bemerkbar.“
Aktuell gibt es 135 aktive Lizenznehmer (zwei mehr als Ende 2024), von der Akademie des Österreichischen Films und der AMI Promarketing Agentur-Holding über den KitzKongress und die Kongresskultur Bregenz bis zur Strategieberatung Zweihorn. Auch das Austrian Convention Bureau (ACB) ist Lizenznehmer. Mit 56 entfällt fast die Hälfte davon auf den Standort Wien, gefolgt von Niederösterreich und Tirol. Auch die Teilnehmer:innenzahlen sprechen eine klare Sprache: Rund 720.000 Besucher:innen nahmen 2024 an zertifizierten Green Events teil und profitierten von nachhaltigen Veranstaltungsstandards.
Doch wie wirken sich die Maßnahmen, die bei einem Green Meeting oder Green Event getroffen werden, aus? Letztendlich ist auch dies entscheidend dafür, ob der Megatrend der „Öko-Intelligenz“ praxistauglich und zielführend umgesetzt wird. Eine aktuelle Erhebung des Umweltschutzministeriums zeigt diesbezüglich erfreuliche Ergebnisse. Verglichen wird dabei ein Green Meeting mit einer konventionellen Veranstaltung, die unter ähnlichen Rahmenbedingungen durchgeführt wird. Festzustellen ist dabei jedoch, dass das Vergleichen von Veranstaltungen als ein schwieriges Unterfangen gilt, da die Umweltauswirkungen durch viele verschiedene Faktoren, wie z. B. die Verweildauer der Teilnehmer:innen oder die Anzahl und Dauer der Pausen beeinflusst wird. In vorliegendem Fall wurde es aber doch probiert.
Ein untersuchter Teilbereich betraf die Mobilität der Teilnehmer:innen. Die Analyse zeigt, dass bei dem zertifizierten Green Meeting deutlich mehr Personen mit dem Zug angereist sind, während bei der nicht-zertifizierten Veranstaltung der Anteil der Anreisen mit dem Auto höher war. Dieser Umstand resultierte in einem signifikanten Unterschied in den CO2-Emissionen: Beim nicht-zertifizierten Event wurden knapp 1,5 Mal so viele CO2-Emission durch die Anreise verursacht wie beim Green Meeting.
Die nach dem Green Meeting zertifizierte Veranstaltung punktete zudem mit einem durchdachten Abfalltrennsystem, während bei der nicht-zertifizierten Veranstaltung das Meiste in den Restmüll wanderte. Weniger Mülltrennung bedeutet jedoch auch höhere Umweltbelastung, da Stoffe auf diese Weise nicht im Kreislauf geführt werden können. Julia Füreder: „Damit das Trennsystem funktioniert, muss es an die Menschen angepasst sein. Vor der Veranstaltung sollten jedenfalls Überlegungen zu potentiellen Abfallhotspots angestellt werden.“ Konkret bedeutet dies das Platzieren von Trenninseln an bestimmten Orten des Veranstaltungsareals, an denen mit erhöhtem Abfallaufkommen zu rechnen ist, und das entsprechende Dimensionieren nach erwarteten anfallenden Abfallfraktionen. Fazit: Bei der zertifizierten Veranstaltung fiel im Vergleich zur nicht zertifizierten Veranstaltung lediglich ein Viertel des Restmülls an, auch wenn die Gesamtmenge des angefallenen Abfalls fast gleich hoch war.
„Mit klaren und leicht verständlichen Beschriftungen wird Mülltrennen für die Teilnehmenden leichtgemacht“, ist sich Julia Füreder bewusst. Eine durchdachte Planung ist dabei das A und O. Julia Füreder: „Von der Verpflegung bis zur Mobilität der Gäste gibt es viele Stellschrauben, an denen gedreht werden kann.“
Erstellt am: 23. Juni 2025
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