AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (PRINT 2025/01)
Neue Serie im ACB MAGAZIN über den technologischen Fortschritt und Kommunikationstechnologien, welche die Kongress- und Event-Branche revolutionieren werden
Mit vorliegender Ausgabe startet das ACB MAGAZIN im Future-Bereich eine Serie, die sich mit Kommunikationstechnologien beschäftigt, von denen erwartet wird, dass sie die Convention- und Event-Branche revolutionieren. Den Auftakt dazu macht – wenig überraschend – die Künstliche Intelligenz (KI). Die ist derzeit in aller Munde, hat in den zurückliegenden Jahren enorme Fortschritte gemacht und stand auch im Zentrum jener Bachelor-Arbeit, mit der Anna-Katharina Seper im Vorjahr ihr Studium an der FHWien der WKW mit Schwerpunkt Kongressmanagement krönte (mehr auf Seite 24).
Man muss in keine Glaskugel blicken, um zu erkennen, dass KI auch die Convention-Branche in den kommenden Jahren grundlegend verändern und neue Möglichkeiten eröffnen wird. Dies reicht von fortschreitender Automatisierung und Effizienzsteigerung (KI wird viele repetitive Aufgaben automatisieren) über Personalisierung und verbesserte Teilnehmererfahrung oder die Datenanalyse und Erkenntnisgewinnung bis hin zum Überwinden von Sprachbarrieren. Die Convention-Branche steht also am Beginn einer tiefgreifenden KI-Transformation, wobei der menschliche Faktor weiterhin entscheidend bleibt, insbesondere wenn es um Kreativität, Empathie und zwischenmenschliche Interaktionen geht.
Fest steht auch, dass Unternehmen, die frühzeitig in KI investieren und innovative Lösungen entwickeln, langfristig von dieser Entwicklung profitieren werden. Wie und in welcher Form, dazu ist vorliegende Future-Serie des ACB MAGAZINS gedacht.
Deren erster Teil fängt ganz oben an, also mit den Chefitäten. Wobei hier der Titel in einem im „Zukunftsreport 2025“ des zwei Jahre vor dem Millennium in Frankfurt am Main gegründeten „Zukunftsinstituts“ erschienenen Interview fast elektrisierte: „Der CEO der Zukunft ist eine KI.“
Der Beitrag basierte auf einem Interview mit Prof. Dr. Dirk Stein, der als Guru in Bereichen der Informationstechnik, Beratung und des Managements gilt und als Board Member und Business Unit Lead bei der QCI Corporation – einem auf KI spezialisierten Softwareunternehmen mit Sitz in Florida – die Entwicklung und Implementierung künftiger Technologien und Skills beaufsichtigt.
„Die Digitalisierung hat uns unfassbare Datenmengen verschafft, jetzt müssen wir etwas damit anfangen“, meint Dr. Dirk Stein. „Als Menschen sind wir dazu aber gar nicht in der Lage.“ Der nächste Schritt führe deshalb über die diversen Chatbots hin zu KI-Assistenten. „Diese eröffnen uns völlig neue Möglichkeiten der Kommunikation.“ Wobei die Frage, wie verschiedene Assistenten untereinander kommunizieren, um einen nahtlosen Prozess zu schaffen, momentan technologisch noch ungelöst ist.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Anzahl autonomer Systeme exponentiell zunehmen wird, von denen aber viele Künstliche Intelligenzen laut Dr. Dirk Stein „täuschen und tricksen. Wir müssen entsprechend in der Lage sein, diese Ergebnisse kritisch zu hinterfragen.“
Dr. Stein geht zudem davon aus, dass auch die Softwareentwicklung durch das Entstehen von KI-Assistenten (es handelt sich dabei um Softwareprogramme, die Sprach- und Textbefehlen folgen und in der Lage sind, viele Aufgaben wie menschliche Assistenten:innen auszuführen, z. B. Texte lesen, Diktate aufnehmen, Anrufe tätigen etc.) revolutioniert wird: „Powerpoint, Excel und die anderen Klassiker werden in fünf Jahren verschwunden sein.“
Durch KI-Assistenten können also diverse Aufgaben an Maschinen intuitiv, einfach und ohne technisches Know-how über ein natürliches Gespräch in menschlicher Sprache erteilt werden. Das Zusammenspiel aus Ein- und Ausgabe dürfte sich dadurch grundlegend wandeln und neuen Regeln folgen. „Die neuesten Entwicklungen von ‚Speech-to-Speech Reasoning‘ in Kombination mit humanoider Robotik zeigen, dass spontanes Reagieren von Humanoiden keine Zukunftsmusik mehr ist“, so Dr. Dirk Stein.
Auch wenn solche Maschinen selbst keine echten Emotionen haben, so werden sie doch in der Lage sein, menschliche Emotionszustände aufgrund von Herzfrequenzmessungen und dergleichen wahrzunehmen und adäquat darauf zu reagieren. Das US-Unternehmen Nvidia – eines der weltweit führenden Technologieunternehmen, das auf Grafikprozessoren (GPUs), künstliche Intelligenz (KI) und High-Performance Computing spezialisiert ist – hat für heuer angekündigt, entsprechende KI-Chips auf den Markt zu bringen, um die dafür notwendigen aufwendigen Berechnungen massenmarktfähig zu machen. „Das würde uns in den nächsten Jahren einen massiven Ausbau der humanoiden Robotik bescheren“, so Dr. Dirk Stein:
Für ihn ist klar: „KI ermöglicht uns, Dinge rasend schnell zu erledigen, die wir zuvor gar nicht bewältigen konnten, im Job, als Fach- und Führungskraft, als Unternehmer:in, als Freelancer:in oder im Privaten.“
Wobei für ihn auch feststeht, dass insbesondere die Wirtschaft – in vorliegendem Fall die Convention-Branche – Wege gehen muss, um KI nachhaltig zu nutzen. Dr. Dirk Stein: „Der europäische Wohlstand stammt aus dem 20. Jahrhundert, wir haben seither keinen neuen generiert und insofern wird sich der Wohlstand in Zukunft anders verteilen. Auch weil die Wertschöpfung der Zukunft immateriell stattfindet.“
Ein weiteres Thema besteht in der alternden Gesellschaft. „Der demografische Wandel wurde in den vergangenen Jahrzehnten belächelt“, so Dr. Dirk Stein, „aber jetzt fängt das Thema richtig an zu kochen.“ In manchen Unternehmen werden bis zu 60 % der Mitarbeitenden in den nächsten drei bis fünf Jahren in Pension gehen. Robotik und KI stellen dafür einen Teil der Lösung dar, aber nur, wenn es eine stärkere Interaktion zwischen Menschen und Maschine gibt: „Die wird sich etablieren müssen, auf allen Ebenen.“, betont Dr. Stein.
Dies klinge zwar logisch, aber – so die Überzeugung von Dr. Dirk Stein – „Fach- und Führungskräfte sind, auch auf absolutem Top-Level, in der VUCA-Welt völlig überfordert. Das ist eine Selbstdiagnose von Führungskräften, die natürlich nur hinter vorgehaltener Hand getätigt wird.“
VUCA steht für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity und beschreibt die komplexen und sich schnell verändernden Rahmenbedingungen, mit denen Unternehmen und Individuen konfrontiert sind. Zur Erklärung: „Volatility“ geht davon aus, dass die langfristige Planung durch die starken Schwankungen der Märkte, Preise und Kundenanforderungen erschwert wird. Ebenso sind zukünftige Entwicklungen schwer vorhersehbar („Uncertainty“), während „Complexity“ die schwerer werdende Durchschaubarkeit von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen beschreibt (die Geschäftslandschaft wird demnach durch globalisierte Märkte, neue Technologien und vernetzte Systeme zunehmend komplexer). Der Begriff „Ambiguity“ (Mehrdeutigkeit) wiederum beschreibt, dass in der VUCA-Welt, die heutzutage vorherrscht, Informationen und Situationen unterschiedlich interpretiert werden können. Die Verlässlichkeit von Daten werde durch die große Informationsflut unklarer.
In der von Dr. Dirk Stein zitierten VUCA-Welt müssen Unternehmen also agiler, flexibler und innovativer agieren als bisher. Betriebe jedweder Größe stehen damit vor der Herausforderung, schnell auf Veränderungen zu reagieren, während sie gleichzeitig langfristige Strategien entwickeln müssen. Woraus sich auch der Titel des Zukunftsreports „Der CEO der Zukunft ist eine KI“ erklärt, die auf einer konkreten Aussage bzw. These von Dr. Dirk Stein basiert: Denn dies alles erfordert von Organisationen und Individuen eine kontinuierliche Anpassungsfähigkeit, lebenslanges Lernen und die Fähigkeit, mit Unsicherheit umzugehen. Führungskräfte müssen dabei neue Kompetenzen entwickeln, um ihre Unternehmen erfolgreich durch diese komplexe und unvorhersehbare Umgebung zu navigieren.
Dr. Dirk Stein: „Dieses Konzept nennt sich ‚Artificial Leadership‘ und wurde in der Wissenschaft etabliert.“ Dabei handelt es sich um ein neues Konzept in der Unternehmensführung, das die Rolle künstlicher Intelligenz (KI) in Führungspositionen beschreibt. Es geht dabei um den Einsatz von KI-Systemen, die nicht nur Daten analysieren, sondern auch eigenständig Entscheidungen treffen und Anweisungen an menschliche Mitarbeiter:innen geben. „Das ist keine Science Fiction, sondern bereits in einigen Unternehmen Realität, wenn auch in einem frühen Entwicklungsstadium“, so Dr. Dirk Stein abschließend.
Der „Zukunftsreport 2025“ ist laut „Zukunftsinstitut“ der „Schlüssel zu einer klareren Zukunftsvision inmitten der Flut von Informationen und komplexen Herausforderungen. Er arbeitet die wesentlichen Einflussfaktoren heraus, die 2025 und darüber hinaus zukunftsweisend sind und fasst sie in 13 Leitsätzen zusammen.“
Soweit zum Auftakt der Serie über den technologischen Fortschritt und Kommunikationstechnologien, welche die Kongress- und Event-Branche revolutionieren. Mehr dazu in der kommenden Ausgabe des AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZINS.
Erstellt am: 20. April 2025
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