AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (PRINT 2025/01)
Anders als „normale“ Trends, wirken sie über mehrere Dekaden – 11 Megatrends beherrschen die Welt – der Convention-Bereich bleibt von ihnen nicht unverschont
Der Begriff „Megatrends“ kommt in der vorliegenden Ausgabe des ACB MAGAZINS gleich mehrmals vor, so etwa im Experience-Beitrag „Megatrends für Tagungen und Kongresse im Jahr 2030“ (siehe Seite 22). Da stellt sich die Frage, worum es sich bei diesen Trends handelt. Wieso sind sie „mega“? Damit setzt sich eine aktuelle Serie auseinander, die im Future-Teil erscheint. Während sich der erste Teil mit der Definition befasst, wird in den folgenden drei Ausgaben dann auf branchenrelevante Themen eingegangen.
Konkret handelt es sich um tiefgreifende, langfristige Entwicklungen, die global wirken und welche dazu geneigt sind Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt nachhaltig zu verändern. Sie gelten also als wichtige Orientierungspunkte für langfristige Entscheidungen, als wertvolle Navigationshilfen durch den Dschungel gegenwärtiger und künftiger Wandlungsdynamiken. Von „normalen“, kurzfristigen Trends (wie soziokulturelle, Technologie-, Konsum-, Zeitgeist- und Modetrends sowie Mikrotrends) unterscheiden sie sich in sieben Punkten.
Dauer: Bei Megatrends handelt es sich um langfristige Entwicklungen, die sich meist über Jahrzehnte (mindestens 25 bis 30 Jahre) erstrecken, während normale Trends oft kurzlebiger sind und nur wenige Jahre anhalten.
Reichweite: Während Megatrends eine globale Wirkung ausweisen und verschiedene Bereiche der Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt beeinflussen, sind normale Trends oft auf bestimmte Branchen oder Verbrauchergruppen beschränkt.
Tiefgreifende Veränderungen: Darüber hinaus führen Megatrends zu fundamentalen Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und auch Technologie. Sie formen also ganze Gesellschaften um, während die normalen Trends eher oberflächliche Veränderungen bewirken.
Komplexität: Dazu kommen komplexe Phänomene, die verschiedene Aspekte des Lebens beeinflussen. Sie sind oft das Ergebnis mehrerer miteinander verbundener Entwicklungen.
Stabilität: Megatrends sind außerdem beständiger und weniger anfällig für kurzfristige Schwankungen als normale Trends, die oft schnell kommen und gehen können.
Strategische Bedeutung: Aufgrund ihrer langfristigen und tiefgreifenden Auswirkungen sind Megatrends für die strategische Planung von Unternehmen und Organisationen von größerer Bedeutung.
Interdependenz: Megatrends sind oft miteinander verwoben und beeinflussen sich gegenseitig, während normale Trends eher isoliert auftreten können.
Erstmals geprägt wurde der Begriff 1982 mit dem Erstlingswerk „Megatrends 2000“ von Zukunftsforscher John Naisbitt. Der 1929 geborene US-amerikanische Trend- und Zukunftsforscher (er ist 2021 in Österreich, seiner Wahlheimat, gestorben) prophezeite darin die Transition von der Industrie- zur Informationsgesellschaft und erläuterte die Globalisierung. Das Buch „Megatrends“ dominierte monatelang die Bestsellerlisten und wurde in 57 Ländern abgesetzt. Die Gesamtauflage belief sich auf 14 Millionen Exemplare.
Der Begriff setzte sich in den folgenden Jahrzehnten durch und wurde von Unternehmen, Regierungen und Forscher:innen zur Analyse langfristiger Entwicklungen genutzt. Ebenso wurde er von verschiedenen Instituten aufgegriffen und weiterentwickelt. Heute arbeitet die Forschung mit etwa 11 Megatrends, wie etwa das deutsche Zukunftsinstitut (siehe auch Future-Beitrag „Führungskräfte sind in der VUCA-Welt völlig überfordert“ auf Seite 48).
Heute ist der Begriff der Megatrends weitverbreitet. Er dient vielfach als Ausgangspunkt weitreichender Strategien in Unternehmen und Organisationen. Das Zukunftsinstitut arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich mit diesem Modell und bildet es immer wieder neu auf seiner Megatrend-Map ab. Denn Megatrends gelten gewissermaßen als Blockbuster des Wandels, da sie einen großen, epochalen Charakter haben.
Megatrends „entstehen“ nicht. Vielmehr geht es um langfristige Entwicklungen mit großer Relevanz, die sich mit hoher Verlässlichkeit in die Zukunft „verlängern“ lassen. Sie werden also nicht erfunden oder ausgerufen, sondern gelten als das konzentrierte Ergebnis einer systematischen Beobachtung, Beschreibung und Bewertung neuer Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft.
Neues lässt sich anfangs oft nur in Form qualitativer Beobachtungen und der Deutung sogenannter „Weak Signals“ erkennen. Das sind schwache Signale, deren Muster es sinnvoll und plausibel zu interpretieren gilt. Denn ebenso ist ihnen anheim, dass sie sich – so es tatsächlich Megatrends sind – von gesellschaftlichen Randbereichen oder Nischen heraus in die gesellschaftliche Mitte hineinbewegen.
Wo genau Megatrends ihren Ursprung haben, lässt sich oft kaum eindeutig beantworten. Vielfach bilden sie sich aber aus mehreren ähnlichen und gleichzeitig verlaufenden Phänomenen heraus, die sich gegenseitig verstärken.
Die globalen Ausprägungen können dabei durchaus unterschiedlich sein, wobei es ein Trugschluss ist, dass sich Megatrends immer erst in der westlichen Welt bzw. in den Industrieländern entwickeln. Geht es etwa um Innovationen zum bargeldlosen Bezahlen per Mobiltelefon, lohnte schon vor einigen Jahren ein Blick in afrikanische Länder, wie Kenia, das mit seinem „Mobile Money“-Service von M-PESA seit 2007 Furore machte (Nutzer können damit Geld senden und empfangen, Rechnungen bezahlen und vieles mehr). Weltweit gab es zuletzt etwa 240 Millionen aktive „Mobile Money“-Accounts.
Basierend auf den aktuellsten Informationen des Zukunftsinstituts für das Jahr 2025 beschäftigt sich die moderne Zukunftsforschung mit folgenden 11 Megatrends:
Future of Work: Dieser Megatrend beschreibt den Wandel der Arbeitswelt durch Technologie, Automatisierung, neue Werte und Beschäftigungsmodelle. Dargestellt wird von ihm die Revolutionierung der Arbeitswelt mit flexiblen Modellen, hybriden Strukturen und einer – trotz KI – stärkeren Menschzentrierung.
Konnektivität: Er bezieht sich auf die Vernetzung von Menschen, Maschinen und Organisationen durch digitale Infrastrukturen;
Demografischer Wandel: Hier geht es um Alterung, Migration und neue Lebensentwürfe, was innovative soziale Strukturen erfordert.
Öko-Intelligenz: Dieser Megatrend zeigt das wachsende Verständnis für ökologische, ökonomische und soziale Wechselwirkungen und die Anpassung daran.
Identitätsdynamik: Sie führt zu neuen Rollenbildern, hybriden Lebensstilen und fluiden Wertegemeinschaften, die das gesellschaftliche Miteinander neu definieren. Der Megatrend beschreibt also den Wandel von Identitäten in einer komplexen, diversifizierten Gesellschaft.
Globalisierung: Auch wenn dieser Megatrend derzeit etwas abgebremst wurde, so gilt er doch als unumstößlich und steht für die weltweite Vernetzung von Märkten und Kulturen sowie auch der Politik.
Gesundheit: Diese entwickelt sich vom reinen Krankheitsmanagement zu einem ganzheitlichen Wohlbefinden, in dem Prävention und digitale Technologien eine Schlüsselrolle spielen. Dieser Megatrend fokussiert also auf Gesundheit als individuelles, kollektives und planetares Gut.
Mobilität: Dieser Megatrend beschreibt den Wandel der Fortbewegung durch technologische Innovationen und ökologische Verantwortung, hin zu nachhaltigeren, flexibleren Fortbewegungskonzepten.
Sicherheit: Umfasst den Wandel in der Wahrnehmung und Bewältigung von Risiken auf allen Ebenen.
Urbanisierung: Auch die gilt als Megatrend und beschreibt das Wachstum der Städte als zentrale Lebensräume und wirtschaftliche Knotenpunkte.
Wissenskultur: Er betont Wissen und Bildung (sic!) als zentrale Ressourcen in einer vernetzten Welt. Auch wenn die USA im März die Auflösung des Bildungsministeriums angeordnet haben, prägt die Wissenskultur eine neue Ära, in der Wissen zur wichtigsten Ressource wird. Dezentrale Lernstrukturen, digitale Bildung und lebenslanges Lernen verändern den Zugang zu Wissen und ermöglichen individuelle sowie gesellschaftliche Weiterentwicklung.
All diese Megatrends sind eng miteinander verwoben, fordern ein Umdenken und eine strategische Neuausrichtung. Die frühzeitige Vorbereitung auf diese Umwälzungen gilt als zentrale Voraussetzung, um aktiv an der Gestaltung der Zukunft mitzuwirken. In der Tagungs- und Kongressbranche wirken mehrere Megatrends besonders stark, wie die unter „Future of Work“ fallende Technisierung, die Globalisierung oder die zur „Öko-Intelligenz“ gehörende nachhaltige Entwicklung. Diese und weitere Megatrends zeigen, mit welchen Herausforderungen der Convention-Bereich konfrontiert ist, um zukunftsfähig zu bleiben. Mehr dazu in den kommenden Ausgaben des AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZINS.
Erstellt am: 20. April 2025
Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder