Zu Hause in beiden Welten! ECR zeigte, wie das optimal funktioniert

Der European Congress of Radiology fand heuer komplett online statt, ergänzt um eine kleine „Summer Edition“im Juli – letztere bot einen völlig neuen Ansatz im Bereich der Fachausstellung

Erstmals Anfang März komplett virtuell an seinem angestammten Termin sowie Anfang Juli als „Summer Edition“ weiter auf hybrides Terrain vorgewagt hat sich heuer einer der größten Verbändekongresse Wiens, der European Congress of Radiology (ECR). Bereits 2013 wurde vom Veranstalter, der European Society of Radiology (ESR), damit begonnen, den ECR live zu streamen (zunächst aus vier Vortragsräumen), seit 2014 geschieht dies mit dem gesamten Kongress-Programm. Damit bestand bereits ein bemerkenswertes Knowhow, das 2020 den letztendlich virtuell abgehaltenen und auf Mitte Juli verschobenen Kongress möglich machte. Durch die beiden Veranstaltungen 2021 wurde es erheblich erweitert: Die ESR leistete eine wahre Pionierarbeit.

Eigene Streaming-Plattform

Zunächst zum European Congress of Radiology (ECR), der üblicher Weise rund 25.000 Teilnehmer*innen zählt. Im Vorjahr fiel er komplett aus, heuer ging er zum gewohnten Zeitpunkt vom 3. bis 7. März 2021 als reines Online-Event über die Bühne. Geboten wurde ein Streaming-Programm auf fünf Kanälen, eine Virtual Exhibition sowie innovative digitale Networking-Möglichkeiten.

Technisch gesehen lief alles über die ESR-eigene Streaming-Plattform „ESR Connect“. Dazu ESR Präsident Univ.-Prof. Dr.med.univ. Michael Fuchsjäger (er ist Vorstand der Universitätsklinik für Radiologie in Graz): „Beim ECR 2021 legten wir sehr großen Wert auf die Bereiche Interaktion und Usability.“ Prof. Fuchsjäger hatte in den vorangegangenen zwölf Monaten an vielen Online Kongressen teilgenommen und dabei festgestellt, dass viele auf Plattformen stattfanden, die nicht ausgereift waren, eingeschränkte Funktionen anboten oder nicht wirklich angenehm zu benutzen waren. „Beim ECR 2021 sollte all das nicht passieren“, so Fuchsjäger, „die Teilnehmer*innen müssen sich auch auf einem virtuellen Kongress austauschen, zurechtfinden und wohlfühlen können.“

5 Kanäle, Virtual Exhibition

Am Ende gab es ein wissenschaftliches Programm, das in qualitativer und quantitativer Hinsicht den früheren Präsenz-Meetings um nichts nachstand. Geboten wurden 342 Sessions mit 1.887 Einzelvorträge (live und on-demand) sowie 1.408 elektronische Posterpräsentationen von 2.421 Referent*innen.

Alles wurde live über „ESR Connect“ auf fünf Kanälen aus einem Studio im Palais Hansen Kempinski an der Wiener Ringstraße „übertragen“. Von den Kanälen waren Nummer 2 bis 5 ausschließlich für wissenschaftliche Inhalte reserviert. Channel N° 1 diente im Gegensatz dazu dem ECR als zentrale Informations- und Unterhaltungsdrehscheibe. Den inhaltlichen Kern von Kanal 1 bildete die „Pop-Up World Tour“. Im Rahmen dieses Formats wurden Veranstaltungen von institutionellen und industriellen Partnern des ECR an einer Vielzahl von Orten quer über den Globus ausgerichtet.

Eine weitere Innovation des ECR 2021 war die „Virtual Exhibition“. Rund 200 Firmen konnten sich im Zuge dieses Formats „in Schalte“ präsentieren, samt Live-Chats mit Branchenvertreter*innen, Webinaren und Produktpräsentationen.

Und obwohl der Kongress zur Gänze virtuell abgehalten wurde, hatte das ESR im Vorfeld ein ausgeklügeltes COVID-19-Präventionskonzept für Vortragende und Mitarbeiter entwickelt, um die Sicherheit aller vor Ort zu gewährleisten.

Kein Rekord, aber gute Bilanz

Wie wirkte sich die virtuelle Ausgabe des ECR auf die Anzahl der Teilnehmer*innen aus? Aus den Rekordwerten mit 30.259 von 2019 wurde nichts, aber die im Vorfeld zur virtuellen Version erwarteten 15.000 Besucher*innen konnten mit einer Gesamtteilnehmer*innenzahl von 15.783 leicht übertroffen werden, ebenso die Zahlen des ersten rein virtuellen ECR 2020 (damals waren es 13.188). Zu den heuer 14.776 Fachbesucher*innen kamen noch 962 Industrievertreter*innen.

Den Sitzungen und On-Demand-Veranstaltungen wohnten in Summe 131.803 Teilnehmer*innen bei. Es gab 2.000 Einzelpräsentationen und mehr als 1.400 elektronische Posterpräsentationen. Die Zahl der vorgestellten Redner erreichte 2.421.

Summer Edition als Testlauf für ECR 2022

Spannend wurde es dann mit der ECR Summer Edition, die vom 1. bis zum 3. Juli 2021 als hybrides Meeting in Wien stattfand. Es war das erste auch physisch abgehaltene ECR-Format seit eineinhalb Jahren. Austragungsort war der Konzertsaal der Wiener Sängerknaben MuTh. Geboten wurde ein dichtes wissenschaftliches Kongressprogramm.

Auch für die „ECR Summer Edition“ konnte eine erfreuliche Bilanz gezogen werden. Programmdirektor Prof. Christian Loewe von der MedUni Wien: „Es war das richtige Event zum richtigen Zeitpunkt und ein sehr guter Testlauf im Kleinen für den ECR 2022.“ Rund 100 Teilnehmer*innen kamen dazu physisch nach Wien, knapp 400 waren online dabei.
 
Hinsichtlich der wissenschaftlichen Inhalte konnte ebenfalls eine positive Bilanz gezogen werden und mit dem „Oncologic Imaging Course“, der zur gleichen Zeit in der gleichen Location stattfand, erhielten die Teilnehmer*innen der „Summer Edition“ Gelegenheit zum Networking und zum fachlichen Austausch.

Ergänzt wurde alles durch eine Fachausstellung, in der zwölf Unternehmen ihre Technik präsentierten. Das Besondere: Sie waren in drei Simulatortraining-Sessions eingebunden, wodurch die Teilnehmer*innen während der gesamten Konferenz die Möglichkeit hatten, mit diesen Simulatoren zu arbeiten. Prof. Loewe: „Die ECR 2021 Summer Edition bildete damit den Startschuss für einen völlig neuen Ansatz im Bereich der Fachausstellung, der auf dem ECR 2022 Premiere haben wird, und der die Grenze zwischen Wissenschaft und Industrie verschwimmen lassen wird.“

Wenn alles glatt geht, wird der ECR 2022 als „intelligenter Kongress mit Aktivitäten vor Ort und online“ unter dem Motto „Building Bridges“ wieder als physische Veranstaltung ins Austria Center Vienna (ACV) zurückkehren. Als Termin wurde der 2. bis 6. März 2022 festgelegt.

www.myesr.org