Technologischer Fortschritt

Zwischen „Non-Fungible Tokens“, KI und „Edge Computing“

AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (PRINT 2025/02)

Austria Center Vienna

Die Kommunikationstechnologien, die den Kongress- und Meeting-­Bereich revolutionieren, sind vielfältig – ein aktueller Rundblick zeigt die derzeitigen Möglichkeiten

Kommunikationstechnologien ermöglichen heute personalisierte, skalierbare und daten­gestützte Events, die weit über klassische Vor-Ort-Veranstaltungen hinausgehen. Veranstalter:innen können Zielgruppen weltweit erreichen, interaktiv einbinden und Erlebnisse bieten, die zuvor undenkbar waren, wie etwa der ECR (European Congress of Radiology) in Wien seit Jahren beweist. Um diesen Kongress noch interaktiver und ansprechender zu gestalten, wurden in verschiedenen Veranstaltungsbereichen modulare LED-Wände eingesetzt, oder – um neue Partnerschaften und Projekte zu ermöglichen – Industrie und Wissenschaft eng miteinander vernetzt. Der diesjährige ECR präsentierte sich dabei „als farbenfroher Planet verschiedener Klimazonen“ und war „eine faszinierende Mischung aus Natur und High-Tech, Realität und Illusion“.

All dies verdeutlicht eines: Neue Kommunikationstechnologien haben die Art, wie Veranstaltungen geplant, durchgeführt und erlebt werden, grundlegend verändert bzw. werden dies in naher Zukunft tun. Die Pandemie diente dabei als „Brandbeschleuniger“. Was sind nun die Schlüsseltechnologien, welche aktuell Business-Events revolutionieren? Dieser Frage ist das AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN nachgegangen.

KI noch in den Kinderschuhen, aber großes Potenzial

In aller Munde ist derzeit die Künstliche Intelligenz (KI). Sie gilt als Schlüsseltechnologie, die nicht nur die Event- und Kongressbranche grundlegend verändern wird, sondern alle Bereiche des menschlichen Wirkens. Eines steht dabei fest: Zwar hat KI bereits enorme Fortschritte gemacht und ist heute in vielen Lebensbereichen präsent – von Medizin über Kommunikation bis hin zu Alltags­anwendungen wie Sprachassistenten und Übersetzungstools –, aber sie ist vielfach ihren Kinderschuhen noch nicht vollständig entwachsen.

Deshalb werden in Unternehmen, auch von jenen in der Convention-Branche, derzeit überwiegend einfache oder eher simple KI-Anwendungen eingesetzt. Viele Betriebe können das Potenzial der Technologie noch nicht voll ausschöpfen und die meisten KI-­Lösungen sind auf spezifische, klar umrissene Aufgaben beschränkt. Mangelnde Transparenz und Erklärbarkeit der Systeme limitiert zudem die Akzeptanz und das Vertrauen in KI. Fakt ist, dass KI in Bezug auf allgemeine Intelligenz, Kreativität und breiten Einsatz noch am Anfang ihrer Entwicklung steht. Diese geht aber rasant weiter.

So thematisierte der dänische Creative Director und Künstler Otto Plesner auf der diesjährigen „MICE Business Austria“ im Design Center Linz den Einsatz von KI in der Kunst- und Eventgestaltung: Anhand seines Projekts „The Art of Memory“ zeigte er eine multisensorische Show, die KI-generierte Bilder, Düfte und Musik vereinte, um die Welt eines Alzheimer-Patienten erlebbar zu machen und die Bedeutung von Erinnerung emotional hervorzuheben.

Laut Prof. Dr. Dr. Roman Egger, der auf über 30 Jahre Erfahrung im Tourismus zurückblickt – der Klessheim-Absolvent, der später nahezu alle Bereiche der Hotellerie und im Destinationsmanagement kennenlernte, unterrichtet heute an der Modul Universität Wien über zukunftsweisende Themen wie Digitalisierung, KI und Data Science im Tourismus, hat mehr als 150 wissenschaftliche Beiträge verfasst und ist Autor von 19 Fachbüchern –, bietet die Integration von KI in das Eventmanagement „großes Potenzial, um Veranstaltungen nachhaltiger, effizienter und attraktiver zu gestalten“. Und: „Unternehmen, die rechtzeitig auf KI setzen, werden langfristig in einem stark wettbewerbsorientierten Markt profitieren und innovative Event Erlebnisse schaffen, die nachhaltig in Erinnerung bleiben.“

In der Event- und Kongressbranche ermöglicht KI derzeit etwa die Automatisierung vieler repetitiver Aufgaben (z. B. Teilnehmermanagement, Matchmaking, worunter die gezielte und systematische Vermittlung von Personen oder Gruppen verstanden wird, um eine Verbindung zu schaffen, die auf einer bestimmten Grundlage basiert, wie gemeinsamen Interessen, Kompetenzen oder Bedürfnissen). Auch gezielte Empfehlungen und Inhalte sind möglich,ebenso wie Echtzeit-Übersetzungen sowie die Überwindung von Sprachbarrieren und „last but not least“ die Datenanalyse zur Optimierung von Events und zur Gewinnung neuer Erkenntnisse über Besucherströme und Interessen.

Hybrid- und Livestreaming-Plattformen

Ein weiterer Bereich neuer Kommunika­tionstechnologien, welche Events revolu­tionieren, besteht in den Hybrid- und Live­streaming-Plattformen wie Zoom Events (diese Software ermöglicht es, virtuelle Konferenzen, Seminare oder Workshops zu veranstalten), ON24 (das in San Francisco gegründete Unternehmen vertreibt Produkte und Dienstleistungen auf Basis von Webcasting sowie virtueller Event- und Umgebungstechnologie), Hopin bzw. RingCentral Events (ein US-amerikanischer Anbieter von cloudbasierten Kommunikations- und Kollaborationsprodukten) oder Webex und Swapcard. Alle sind übrigens bereits stark auf KI ausgerichtet und ermöglichen eine Kombination aus Vor-Ort- und virtuellen Teilnehmer:innen. Reichweite, Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit für Kongresse und Events steigen dadurch deutlich.

Augmented sowie Virtual Reality und Metaverse

Auch Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) haben ihren Einzug in der Eventbranche gehalten. Stichwort: Metaverse, das immer häufiger als die nächste große Revolution in der Eventbranche gehandelt wird. Die Technologie, die physische und digitale Realitäten miteinander verschmelzen lässt, verspricht eine völlig neue Dimension von Events, die weit über herkömmliche Formate hinausgeht. Einsatzmöglichkeiten bestehen etwa in der Darstellung virtueller Messestände und Showrooms, in der interaktiven Produktpräsentationen oder in immersiven Trainings- und Erlebnisräumen. Beispiele dafür sind VR-Konferenzen oder AR-Einblendungen per Smartphone.

Im Herbst 2025 findet übrigens die weltweit größte internationale Konferenz der Datenvisualisierungs-Community, die IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) Visualization Conference (VIS) zum ersten Mal in Wien statt. Mehr als 1.000 Wissenschaftler:innen werden dazu Anfang November im Austria Center Vienna (ACV) erwartet. Ziel ist es, die neuesten Forschungsergebnisse im Bereich der Datenanalyse zu diskutieren.

Von Event-Apps bis zur Blockchain

Ein weiterer Bereich, der Conventions und Meetings revolutioniert, besteht in Event-Apps mit interaktiven Funktionen. Der Vorteil von den dadurch ermöglichten Features wie Live-Umfragen, Q&A (Fragen und Antworten), Session-Votings, der Navigation durch Veranstaltungsorte und der Gamification (z. B. Punkte sammeln für Netzwerkaktionen) besteht darin, Teilnehmer:innenbindung zu fördern und auch die Organisation von Events zu erleichtern.

Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang die neuen Technologien des 5G (der neueste Kommunikations­standard für Smartphones) und des „Edge Computings“ (Datenverarbeitung und -speicherung finden nicht in zentralen Cloud-Rechenzentren statt, sondern näher an den Endanwender:innen). Ihr Nutzen für den Convention-Bereich: Während 5G ultraschnelle, stabile Verbindungen ermöglicht – ideal für Livestreaming in hoher Qualität oder AR-Anwendungen – kann „Edge Computing“ Events mit großer Teilnehmer:innenzahl ohne Qualitätsverlust (auch im Außenbereich oder bei mobilen Formaten) garantieren.

Auch Datensicherheit und Blockchain (fälschungssichere Akkreditierung oder Ticketverkauf via NFT, also „Non-Fungible Tokens“, die auf einer Blockchain gespeichert sind) sowie „Data Analytics“ & Echtzeit-Auswertung (Analyse des Teilnehmerverhaltens, Optimierung künftiger Events, ROI – Return in Investment-Messung) gehören zu den Kommunikationstechnologien, welche die Kongress- und Meeting-Branche grundlegend verändern.

Allen gemeinsam ist, dass sie neue Möglichkeiten für Veranstalter:innen und Teilnehmer:innen eröffnen und es zudem ermöglichen, Events effizienter, interaktiver und personalisierter zu gestalten, was zu einer erhöhten Teilnehmer:innenbindung und einem besseren ROI führt.

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